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Die
"Stedinger Compagnie" Aktien Gesellschaft
zur Ausrüstung eines Schiffes auf Robbenschlag
und zu zwischenlaufenden Frachten, mit dem Sitz in Berne
Vorwort:
Der
Walfang (Grindwal bzw. Pilotwal) begann
bereits im 13.Jhd. und zwar durch die Basken
in der Biskaya. Als dann die holländischen Seefahrer "Barendz",
"De Riip" und "Heemskerk"
1596/97 nach einer
Nordmeerfahrt von den Robben, Walen und Eisbären berichteten und dies dann 1610
durch den englischen Kapitän "J. Poole" bestätigt wurde, begann 1612
der kommerzielle
Wal und Robbenschlag im Nordmeer.
Bis 1642 hatte die niederländische Gesellschaft, die "Noorschen Maatschapij" bzw.
die "Noordische Compagnie" das
Monopol des Walfangs um Spitzbergen, doch dann begannen auch deutsche Reeder Schiffe auf
Grönlandfahrt zu schicken. So entsandte Emden im Jahre 1643 zwei Fangschiffe und im Jahr 1644
folgte dann Hamburg und begann eine eigene
Walfangflotte aufzubauen.
Anm.: Auch wenn bei diese Fahrten ins Nordmeer "Grönlandfahrten" genannt wurden, so war das geographische Jagdgebiet "Spitzbergen / Jan Mayen und die Bäreninsel". Denn in den ersten Jahren hielt man Spitzbergen für die Ostküste von Grönland. Aus diesen Irrtum entstand der Begriff "Grönlandfahrten" und "Grönlandfahrer" wobei jedoch nur wenige Seeleute die Küste von Grönland je gesehen haben. |
Im Jahre
1674 folgten dann die Bremer, dort gründeten 31 Kaufleute die
"Grönländischen Compagnie" und rüsteten 6 Schiffe zum Walfang aus.
Die Besatzung dieser ersten Bremer Schiffe wurde jedoch überwiegend in Holland
angeheuert.
Doch bei den späteren Schiffen kam eine bedeutende Anzahl der Besatzungen aus Vegesack
und "umzu" und aus dem oldenburgischen Stedingen.
So lebten im Kirchspiel Altenesch
um 1750 etwa 50% der Bevölkerung von der
Seefahrt.
Während der ersten 40 Jahre des kommerziellen Walfangs erfolgte die Jagd in den Buchten von Spitzbergen. Dann war der Bestand um 1650 bereits so dezimiert, dass die Walfangschiffe ihre Jagd ins offene Eismeer verlegen mussten. Die höchsten Fangergebnisse wurden in den Jahren 1670 bis 1750 erzielt. Dann war der Bestand so dezimiert, dass man um 1750 zusätzlich zum Walfang zum kommerziellen Robbenschlag überging.
Anm.:
Auf einem Walfangschiff arbeitete eine Besatzung von ca. 40-50 Mann. Die holländische Grönlandflotte betrug um 1700 ca. 250 Schiffe, die Hamburger Flotte hatten 54 Schiffe, die Bremer 15 Schiffe und Emden 2 Schiffe. Damit benötigten allein diese Flotte ca. 15.000 Seeleute. Viele der Grönlandfahrer waren "Inselfriesen" aus Föhr, Röm, Amrum und den Halligen, sodass teilweise der größte Teil der männlichen Inselbevölkerung auf Walfängern zur See fuhr. Im Jahre 1697 lagen in der Klockbay (Spitzbergen) 192 Schiffe vor Anker, der Fang wurde mit 1888 Fischen angegeben. |
Nach den
Napoleonischen Kriegen und den Kriegswirren (1803-1815), setzte eine rasante Entwicklung ein, in der die gesamte Schifffahrt unter der Wirkung eines
allgemeinen kommerziellen und industriellen Aufschwungs eine neue Blüte
erlebte. Die Zahl der Schiffe nahm immer mehr zu und man ging schon in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts dazu über, größere und leistungsfähigere Schiffe zu
bauen und so wurden die ersten Barken in Dienst gestellt. Auch in der Wesermarsch
gründeten sich Reedereien, die sich den Grönlandfahrten stellen wollten. Denn große Gewinne konnten beim Verkauf des Walrats (ein klares
Öl bei einer Temperatur >33°C,
unterhalb dieser Temperatur wird Walrat fest),
des Ambras (Substanz für Parfüm) und der Barten erzielt werden.
Ein einziger Grönlandwal konnte bis zu 11.900 Liter Öl und 680 kg Barten
oder "Fischbein" liefern. Walöl war auch damals eine notwendige
Substanz um Nitroglycerin herzustellen und damit war dieses Öl für die
Regierungen ein strategisches Produkt zur Munitionsherstellung.
Der aus dem Walspeck gewonnene Tran diente damals als
Brennstoff für Lampen und zur Herstellung von Seife.
Anm.:
Barten sind die 3 bis 4m lange gefranste Hornplatten aus den Querfalten des Gaumendaches eines Bartenwals. Die Barten wurden als Korsettstangen, Peitschen, Uhrenfedern, Reifröcke, Fischangeln und Regenschirmrippen benutzt. Nach der Erfindung der Stahlfeder am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Verwendung von Barten unnötig. Im Jahr 1859 sank der Preis des Walöls dramatisch, denn in Pennsylvania hatte man einen Ersatzstoff, das "Petroleum" entdeckt. |
Im Jahre 1841 gründeten wohlhabende Bürger (u.a. Borgstede und Schiff) in Elsfleth eine "Gesellschaft für Walfisch- und Robbenfang" und folgten damit dem Beispiel der bereits erfolgreichen bremischen Grönlandfischerei.
Mit einem Aktienkapital von 12.000
Reichstalern [Rthl.] war die "Elsflether Compagnie“ in der Lage, bereits im Jahr 1842 ein Schiff zu
kaufen, für den Walfang auszurüsten und
auf die erste Reise ins Eismeer zu schicken.
Im Jahre 1843
besaß die Elsfleth Reederei J. Ahlers, Borgstede & Cons die Bark
"Elsfleth" gebaut 1826 und setzte diese zur
Grönlandfahrt ein. Die "Elsflether Compagnie“,
setzte
neben der bereits genannten Bark "Elsfleth" noch die
Briggen "Nordstern" (Kapt.
J. Dittmer), "Alliance" und "Patriot" ein.
(Als dann im Jahre 1864 nur noch mit einem Schiff auf Fangfahrt ging, musste
die "Elsflether Compagnie“
ihren Betrieb einstellen.)
Die "Elsflether Compagnie“
beendete die Unternehmung Ende 1846 nach erheblichen Verlusten.
In der südlichen Wesermarsch (Stedingen) regten diese Aktivitäten
auch bei den Stedinger Bauern und Kaufleuten großes Interesse, warum sollten
sie nicht wie ihre Nachbarn nördliche der Hunte ebenfalls ein solches
Unternehmen wagen. So wurde im Jahr 1842 die "Stedinger
Compagnie, Aktiengesellschaft zur Ausrüstung eines Schiffes auf Robbenschlag
und zu zwischenlaufenden Frachten mit dem Sitz in Berne" gegründet.
Liest man heute vom Aufstieg und den Niedergang dieses
Berner Unternehmens in den Jahresberichte und Akten der "Stedinger Compagnie"
(Nieders. Staatsarchiv zu Oldenburg) so beeindruckt der Weitblick der Gründer
als auch das Vertrauen und der Wagemut der Aktionäre.
Nachfolgend ein beeindruckendes Kapitel der
Wirtschaftsgeschichte der Wesermarsch aus dem frühen 19. Jhd.
Lithographie von N. Currier,
1852
Berne im Jahre 1842:
Der weit über der oldenburgischen Wesermarsch hochangesehene
und wirtschaftskundige Kaufmann und Sägewerksbesitzer Friedrich Christian von Buttel aus
Dreisielen initialisiert die Gründung einer Stedinger-Reederei zum
Robbenschlag.
Hierzu sprach er folgende Einladung aus:
„Es sollen alle finanzkräftigen Einwohner des Stedingerlandes am 21. Oktober 1842 um 16 Uhr im "Jacobsens Gasthof zu Berne" versammeln, um über die Gründung einer Aktiengesellschaft zur Ausrüstung eines Schiffes auf Robbenschlag zu sprechen.“ |
An diesen Tag kamen aus allen Himmelsrichtungen die bäuerlichen und herrschaftlichen Kutschen angefahren. Sozusagen die gesamte Prominenz des Stedingerlandes gab sich in Berne ein Stelldichein, denn keiner der Geladenen wollte es sich entgehen lassen den Plan des Herrn von Buttel zu hören. Mit kaufmännischen Sachverstand und Einfühlungsvermögen erläuterte der Visionär F. C. von Buttel den Zuhörern, wie er und einige andere Interessenten sich die Beibringung des Kapitals, den Kauf und die Ausrüstung eines Schiffes und den Verkauf der erbeuteten Robben vorstellten. Besonders ausführlich verwies er die überdurchschnittlichen Gewinnchancen. Die Darstellung fand fast ungeteilte Zustimmung und auch die Furcht einiger Skeptiker vor möglichen Risiken war bald zerstreut. Deshalb wurde noch am gleichen Abend eine zweite Versammlung einberufen, auf der die Anwesenden ihre Namen und die Höhe ihres Anteils in eine Aktionärsliste eintragen konnten. Zuerst wollte man die neue Gesellschaft "Berner Compagnie" nennen, doch als man die abgeschlossene Zeichnungsliste auswertete fand man, dass das ganze Stedingerland gleichmäßig vertreten war. So entschied man um und nannte diese neue AG "Stedinger Compagnie".
Zu den Gründungsmitgliedern gehörten:
Kaufmann F. C. von Buttel in Dreisielen; Schiffskapitän Joh. Braue, Bettingbühren; Kaufmann Johann Heinrich Steenken, Weserdeich; Hausmann Ch. H. Bulling zu Schlüte; Kirchspielsvogt D. Thöle, Bardewisch; Ökonom Fr. G. Rowehl, Sannau; Handelsgehilfe W. D. Tergau, Dreisielen; Amtsassessor Lehmann, Berne; Amtseinnehmer Hoffmann; Amtsschreiber Heinecken; Rechnungssteller Addicks; Steuereinnehmer Pundt, Warfleth; Ökonom H. Sparke zu Huntebrück; Gastwirt Denker zu Huntebrück; Ökonom Gerdes zu Glüsing; Rechnungssteller Meyer zu Berne; Kaufmann Engels zu Berne; Steuereinnehmer Giese zu Hammelwarden; Rechnungsführer Kanzelmeyer zu Elsfleth; Kaufleute Pieper und Wessels (Firma) in Elsfleth; B. Diekmann in Warfleth; Firma Borgstede & Becker; Kaufmann H. O. Woebcken zu Esenshammersiel; Ökonom Ernst Stegens zu Schlüterburg und dessen Schwiegersohn Ökonom Bauer zu Kampe; Frau Ww. Bauer, daselbst; J.H. Ordemann, Landwirt zu Schlüte; und Kaufleute (Firma) Künne & Müller zu Brake. |
Zwei Monate später:
Am 25.12.1842 (es ist der 1. Weihnachtstag) findet die erste
Aktionärsversammlung statt. Herr von Buttel hatte in der Zwischenzeit sorgsam
gearbeitet und die Pläne konkretisiert und die Statuten entworfen.
Nach seinen Berechnungen sind mindestens 8.000 bis 10.000 Rthl. in Gold
erforderlich, um in dieses Geschäft einsteigen zu können.
Sein Vorschlag lautet:
„Mindestens 100 Aktien zu je 100 Rthl. herauszugeben und an diese Ausgabe keine besonderen Bedingungen zu knüpfen. Es werden drei Direktoren berufen die mit der Leitung der Aktiengesellschaft beauftragt werden, ihnen zur Seite steht ein sechsköpfiger Ausschuss.“ |
Die Versammlung bestätigt seine Vorschläge und beauftragte ihn sowie Kapitän Johann Braue zu Bettingbühren und Reeders Berend Hinrich Steenken zu Weserdeich als Direktoren mit der Leitung der Gesellschaft. Innerhalb kürzester Zeit waren alle Aktien ausgegeben.
Zur großen Freude aller Aktionäre tritt auch Landesherr,
Großherzog
Paul Friedrich August von Oldenburg (Reg.Zt.:
1829 - 1853) der
Compagnie bei. Er übernimmt zehn Aktien zu je 100 Rthl.
Doch stellt er gegenüber der neuen Gesellschaft
folgende Bedingung:
"Obige Einzahlung ist indes nur unter der Bedingung geschehen, dass es der Großherzoglichen Regierung vorbehalten bleibt, ihre Interessen bei der Stedinger Compagnie durch irgendeinen Bevollmächtigten, er sei Mitglied der Gesellschaft oder nicht, wahrnehmen zu lassen." |
Dass nun ein Nichtmitglied Beauftragter des Großherzogs sein sollte, war nun den Aktionären keineswegs recht. Doch fand man einen Kompromiss durch folgende Anlage zu den Statuten:
„Die Compagnie wünscht, dass die Vollmacht zur Wahrnehmung großherzoglicher Interessen hinsichtlich der zehn Aktien in die Hände des Berner Amtmannes J.G. Amann übertragen wird, mit der Bitte jedoch, dass nicht die amtliche Autorität, sondern einzig und allein die moralische Persönlichkeit desselben dabei in Anspruch genommen werden mag.“ |
Schon im Frühjahr 1843 sollte das erste Schiff auslaufen. Nun galt es den Ankauf eines Schiffes, mit der zusätzlichen Ausrüstung von Schaluppen und mit allem für den Robbenfang erforderlichen Gerät zu organisieren. Des Weiteren die Bemannung zu stellen, also erfahrene Männer und einen geeigneten Kommandeur anzuheuern, als auch den Abschluss der Versicherung zu bewerkstelligen. Da der Robbenschlag in den Sommermonaten stattfand, sollte das Schiff in den Wintermonaten "zwischenlaufende Frachten" befördern und zusätzlich Geld in die Kasse bringen.
Kapitän Johann Braue übernahm den Kauf eines Schiffes. Er entschied sich für die Galiot "Pauline", welches bisher als Küstenschiff diente, des Reeders und zweiten Direktors der "Stedinger Compagnie" Behrend Hinrich Steenken.
"Pauline" eine im Jahr 1838 gebaute Galiot mit einer Tragfähigkeit von 67 Schiffsladungen.
Die Galiot
PAULINE wurde auf der Werft (gegründet
1838
-
geschlossen 1840)
von B. H. Steenken und Partner F. C. von Buttel gebaut.
Die Werft lag auf dem Gelände der Holzhandlung von Buttels in Dreisielen, an der heute stillgelegten Schleife der Hunte. Es war das erste Schiff dieser kleinen Werft, welches dort auf Kiel gelegt und vom Stapel lief. (Gebaut vom Motzener Schiffsbaumeister Hinrich Oltmann. ) PAULINE Länge ca. 33m, Breite ca. 7m, Nutzlast 104t |
Für ihren Einsatz auf Robbenschlag mussten noch einige Umbauten vorgenommen werden. Damit wurde aus der "Pauline". zwar noch kein richtiger "Waler", denn vom Walfang war bisher auch noch nicht die Rede gewesen, doch zum Robenschlag eignete sich der vorhandene Schiffsraum der Galiot. Außerdem war ein solches Schiff wenn es denn auch nur annähernd mit Robben gefüllt würde auf jeden Fall rentabler als ein großes Schiff mit voller Besatzung. Die Pauline wurde als Schiff der Reederei Behrend Hinrich Steenken & Christian Heinrich von Buttel [Sohn des F. C. von Buttel], Weserdeich geführt.
Galiot "Pauline"
Galiot-Pauline (Holzmodel)
Seeschiffs-Typ:
Galiot
|
Die Galiot ist als Anderthalbmaster mit hohem Besanmast mit Gaffelsegeln und meist Rahtoppsegeln getakelt; es werden eine Stagfock und an Bugspriet und Klüverbaum mehrere Klüver gefahren. Ursprung: niederländisches Frachtschiff im 17. Jh. als Nord- und Küstenfahrzeug völliger Rumpf, 18-30 m lang Großmast mit Gaffelsegel und 1-3 Rahsegeln kleinerer Besanmast mit Gaffelsegel Stagfock und am Bugspriet mehrere Klüver Einsatz als: Frachtschiff - Atlantikfahrten Fischereifahrzeug Eismeerfahrten - Wal- und Robbenfang |
Die 1. Matrosenrolle der "Pauline", geführt von dem Commandeur Jacob Stamer, liegt noch heute vor. Sie enthält die Namen von 32 Seeleuten und ihre Aufgaben, z. B. Steuermann, Harpunier, Speckschneider, Matrose, Bootsmann, Koch usw., ihre Heimatadressen und die Unterschriften, mit denen sie den Empfang des Handgeldes bestätigten und die Bedingungen der Reederei anerkannten.
Einige dieser Bedingungen lauten:
„Ein jeder muss zur Reise völlig
ausgerüstet, mit Kleidern und dgl. hinlänglich versehen sein.
Niemand darf ohne Bewilligung des Kommandeurs sich von Bord
entfernen; viel weniger eine Chaloupe [Schaluppe] vom Schiff nehmen und damit an
Land fahren. Ein jeder muss auf sein Quartier achten, mit der Chaloupe auf
Brandwache liegen, und darf sich nicht von seinen Kleidern entlösen, damit
jeder einzelne, wenn der Kommandeur “Fall“ beordert, stets bereit ist und
der Fang nicht gehindert werde. Zu den Andachtsübungen hat sich ein jeder
einzufinden, überhaupt hat sich jeder einzelne der Frömmigkeit zu befleißigen,
um des Segens des Allmächtigen würdig zu werden.
Wer sich den Anordnungen des Kommandeurs
widersetzt, verliert nicht allein seinen vollen Verdienst, sondern wird auch,
dem Befinden nach, an Leib und Leben einer Bestrafung unterworfen werden.
Das Mitnehmen und Übernehmen von
Spirituosen ist strengstens verboten."
Seekiste im Schloß Schönebeck |
über das Leben und die Arbeit an Bord eines Grönlandfahrers
aus dem Jahr 1826-27, zwei Grönlandfahrer aus Altenesch müssen in Grönland überwintern
Walfangschaluppe, Modell im Schloß Schönebeck
Anfang März 1843:
Die neuen Fischereigerätschaften, Salz, Steinkohle, Proviant
und Wasservorräte sind verstaut und am 5. März 1843 ist der große Tag des
ersten Auslaufens gekommen. Commandeur Jacob Stamer lässt die Segel setzen und
sticht mit einer Bestatzung von 32Mann in See, dem Eismeer entgegen.
Das Aktienkapital der Stedinger Compagnie betrug zur Zeit der
Abfahrt der "Pauline" ganze 9.000 Rthl.
Nun begann die lange Zeit des Wartens und Bangen der das Warten der Aktionäre. Wie ein bremisches Sprichwort sagt:
"Koopmanns Good is Ebbe und Floot"
oder
entsprechend dem Spruch von 1899 des Bremer Bürgermeisters
Otto Gildemeisters [1823-1902]:
"Buten und binnen. Wägen und winnen"
In den Monaten während die "Pauline" am Rande des
Packeises zwischen Spitzbergen und Grönland kreuzt, blieb F.C. von Buttel nicht
untätig. Es galt einen Standort und entsprechende Gebäude für eine
Tranbrennerei zu finden. Da kam der Gründungsaktionär J. H. Ordemann auf ihn
zu und bot seine am Schlüterdeich liegende Köterei nebst daneben stehendes
Packhaus zum Verkauf an. Der Vorschlag, die an der Hunte gelegene Besitzung mit
allem Drum und Dran zu kaufen, fand einmütige Zustimmung der Aktionäre, zumal
man an dieser Stelle außerhalb des Deiches einen ausgezeichneten Löschplatz
anlegen konnte.
(Anm.: Vor der Huntebegradigung und dem Sperrwerk war dies ein
ausgezeichneter Standort.)
Auch wenn dieser Standort am Schlüterdeich nicht weit
entfernten vom Wohnhaus des F.C. von Buttel in Dreisielen war und er so von den
unangenehmen Gerüchen nicht unbehelligt bleiben würde, befürwortete Direktor
von Buttel diesen Standort.
oder man kann auch sagen:
„Geld stinkt nicht“
Modell
einer Tranbrennerei um 1750
Anlieferung der Fässer, voll mit Walspeck (oben rechts)
Im Kessel werden die Speckstücke gekocht
Die Bottiche haben verschiedene Höhen,
(links)
|
|
Der
Kessel wurde auch mit ausgekochten Speckstücken beheizt,
dies führte zu starker Qualm und Geruchsbelästigung. |
Modell im Heimatmuseum Schloß Schönebeck |
Der Sommer 1843 neigt sich den Ende:
Mit großer Erwartungshaltung warten die Aktionäre die Rückkehr
der "Pauline" die natürlich eine reichhaltige Beute und damit eine
hohe Dividende erhoffen.
Doch der Ertrag ist geringer als erwartet, nur 2.225 Robben
hatte die "Pauline" an Bord. Dies ergab letztendlich rund 32,5 Tonnen
Tran. Da derzeit eine Tonne Tran mit ca. 178 Rthl. gehandelt wurde, betrug der
Erlös 5.807 Rthl. Dazu kamen 404 Rthl. aus dem Verkauf der Robbenfelle. Somit
betrug der Überschuss 1.687 Rthl. = 18,75 Prozent des Aktienkapitals.
Als Dividende wurden aber nur 5 Prozent ausgezahlt.
Anm.:
Im Allgemeinen wurde die Sattelrobbe (Phoca Groenlandica) gejagt.
Diese Robbenart erhielt ihren Namen aufgrund der typischen
Fellzeichnung.
Sattelrobben werden knappe 2 m lang und bis zu 130 kg
schwer.
Quelle Wikiedia |
Es wird expandiert:
Angesichts dieser ersten Robbenschlag-Expedition und ihres
bescheidenen Erfolges erläutert der Visionär F.C. von Buttel einen weiteren kühnen
Plan.
Neben den Robbenschlag soll nun auch den Walfang zur Aufgabe
der "Stedinger Compagnie" gemacht werden und dies mit einem zweiten
und größeren Schiff.
"Geht das eine nicht, so bietet das
andere vielleicht einen Ausgleich."
Es gelingt ihn die Aktionäre für seinen Plan zu gewinnen.
(Anm.: Der Großherzog war aber erst nach mehrmaliger Bitte zu bewegen, seine
Zustimmung zum Walfang zu geben).
Es folgt eine Kapitalerhöhung auf
27.500 Rthl., welche den Kauf eines zweites Schiff ermöglichte.
Grönlandwal, Unterordnung: Balaena Mysticeti - Bartenwal
Der Grönlandwal hält sich im Sommer in Rinnen zwischen Eisschollen und
schmelzendem Eis auf. Die breiten Rücken der Grönlandwale haben keine Rückenfinne,
wodurch sie einfacher unter den Eisschollen schwimmen können. Grönlandwale
können zum Atmen durch 30-60 cm dickes Eis durchbrechen. Erwachsene Männchen
erreichen eine Länge von 15 m und können mehr als 54 Tonnen wiegen.
Erwachsene Weibchen sind etwas größer als die Männchen und können eine
maximale Länge von 18 m erreichen. |
Das zweite Schiff:
Die fast 10jährige Bremer Bark "Julius und Eduard", (Baujahr 26.03.1834 in Burg bei Bremen, [Baunummer 47 der Werft Bosse, Burg 1780-1870]) mit einen Tragfähigkeit von 168 Schiffslasten (ca. 340 Tonnen) wird vom Reeder F. L. Quentell erworben.
"1841 "Julius und Eduard" im Verdacht des Sklavenhandel |
Zu Ehren des Landesherren, Großherzog
Paul Friedrich August von Oldenburg wird die Bark auf den Namen
"August" umgetauft.
Bark "August"
unter oldenburgischer Flagge
Bark "August" (Holzmodel)
Ein Diorama im
Heimatmuseum
Schloß Schönebeck , zeigt ein 50cm langes Modell der August. Datiert:1847 |
|
Eine 80cm große
Modellkopie,
des Schiffsbauer Sonarson aus Vegesack, angefertigt um 1920. 1958 der Warflether
Kirche
|
||
August, Modell in der Warflether Kirche
|
Als Commandeur dieser Bark heuert Direktor F. C. von Buttel den Kapitän Heinrich von Buttel
an.
(evtl. verwandtschaftliche
Beziehungen sind mir nicht bekannt).
Seeschiffs-Typ:
Bark
|
|
Das zweite Jahr:
Im
Winter / Frühjahr erfolgte der Umbau und die Aufrüstung der
Bark "August" zum ’Waler’. In den frühen Morgenstunden des 24. März
1844 segelte die „August“ mit 50 Mann Besatzung weserabwärts, dem
Eismeer entgegen.
Gegen Ende des Sommers macht sich die Anspannung bei den
Aktionären breit. „Gibt es die erhoffte große Beute?“
Als dann endlich die Bark "August" und die Galiot
"Pauline" die Hunte hinaufsegeln war die Enttäuschung groß, der Fang
ist bescheiden. Die Bark "August" hatte nur 300 Robben und einen winzigen
Wal an Bord und die "Pauline" auch nur 1000 Robben.
Direktor F. C. von
Buttel muss einen Verlust von 1652 Rthl. ausweisen.
Im dritten Jahr kommt endlich der Erfolg:
Das Jahr 1845 versöhnte dann die Aktionäre, denn das Fangergebnis der beiden Fangschiffe lautete: 3.743 Robben, drei Wale und einen Eisbären. Die Tranbrennerei in Schlüterdeich produziert daraus 79 Tonnen Tran, die alleine 12.890 Rthl. erbrachten. Dazu konnten aus dem Erlös für die Robbenfelle noch 1.545 Rthl. und aus dem Verkauf von 3800 Pfund Barten konnten noch 2.411 Rthl. gewonnen werden. Dies ergab ein Gesamterlös von 16.846 Rthl. und der ausgewiesene Überschuss betrug 4.112 Taler. Diesmal konnten 5 Prozent Dividende ausgezahlt werden und die Aktionäre waren wesentlich zufriedener als in den beiden ersten Jahren.
Das neue Steuergesetz:
F.C. von Buttel gelingt es noch Anfang 1845 eine Zollerleichterung, die er schon lange für seine Sägerei in Anspruch genommen hatte, nun auch für die Stedinger Compagnie durchzusetzen. Diese Steuererleichterung wirkte sich vor allem für die nordwestdeutschen Gerbereien sehr vorteilhaft aus. Der Berner Amtmann "Amann" unterstützte seinen an die Kammer gerichteten Antrag mit folgender Stellungnahme:
"Der ganze Geldumsatz der Stedinger Compagnie kommt direkt oder indirekt dem Lande zugute, mit vorläufiger Ausnahme nur derjenigen Gelder, welche jetzt aus Mangel an eigener in dieser Unternehmung nicht genügsam bekannten Mannschaft, noch an Fremde gezahlt werden müssen, deren Zahl aber immer kleiner wird, indem die hiesige junge Mannschaft nach und nach genügend ausgebildet sein wird, um auf solchen Schiffen nicht nur zu dienen, sondern dieselben auch führen und kommandieren zu können. Von besonders guten Folgen ist es jetzt schon namentlich, dass die sogenannte unbefahrene Mannschaft aus den Eingesessenen des hiesigen Kirchspiels und der benachbarten Ämter Ganderkesee und Delmenhorst genommen werden kann." |
Am 22.03.1845 verlässt die Landesregierung zu Oldenburg ein neues Steuergesetz mit folgendem Wortlaut:
"Es sollen die von hiesigen Schiffen einzubringenden Narwal-, Seehunds- und Eisbärenfelle, welche bei Gelegenheit des Walfischfangs von ihnen selbst gefangen sind, ebenso wie der eingebrachte Fischspeck und die Walfischbarten nicht allein von der Eingangsabgabe freigelassen werden, sondern sie dürfen auch auf Passagierschein steuerfrei wieder ins Ausland hinausgehen." |
Wieder folgt ein schweres Jahr:
Die Fangsaison 1846 stand unter keinem glücklichen Stern und die beiden Fangschiffe erjagen keinen einzigen Wal. Zusammen werden nur rund 3.300 Robben und sieben Bären am Schlüterdeich angelandet. Daraus konnten nur 35 Tonnen Tran gewonnen werden. Direktor F.C. von Buttel muss einen Verlust von 4.600 Rthl. ausweisen. Die Aktionäre sind geschockt und einige diskutieren schon die Auflösung der Compagnie. Doch letztendlich gelingt es eine Fortsetzung der Unternehmen zu beschließen. Damit die Schiffe 1847 überhaupt noch einmal hinausfahren könnten, wird für jede Aktie eine Einzahlung von 15 Rthl. ausgeschrieben. [1846 übernahm Kommandeur J.F. Sandersfeld das Kommando auf der Pauline.]
Was war 1846 passiert?
Beide Schiffe hatten schon nach kurzer Zeit im Eismeer (April) eine beträchtliche Beute gemacht, doch gerieten sie in einem orkanartigen Sturm, in dem ein Teil des Fanges im Werte von etwa 6000 Rthl. über Bord ging.
Das Schliffslogbuch der Bark
"August", aus dem Jahre 1846 , gibt einen Eindruck über die Fahrt wieder:
Die Hoffnung auf die nächste Expedition:
Nach dem kümmerlichen Ergebnis der Fangsaison 1846 wurden nun
alle Hoffnungen auf die Fangsaison 1847 gesetzt. Als die Fangschiffe dann im
Sommer 1847 ungewöhnlich früh von ihrer Reise nach Schlüterdeich zurückkehrten,
war dies ein gutes Zeichen.
Die zum Anlegeplatz herbeigeeilt Aktionäre trauten
ihren Augen nicht, die Stauräume waren bis obenhin gefüllt.
Aus 10.261 Robben konnten 1437 Tonnen Tran gewonnen werden.
Obwohl der Preis für Tran in diesem Jahr stark gesunken war, erzielte Direktor F.C.
von Buttel einen Erlös von 23.876 Rthl. und sein im letzten Jahr leicht
gelittenes Ansehen stieg wieder, denn den Aktionären floss eine Dividende von
satten 45 Prozent zu.
Die ersten zwischenlaufenden Frachtfahrten:
Durch die frühe Rückkehr konnten nun die beiden Schiffe, zum
ersten Mal, auch für "zwischenlaufende Frachtfahrten" einsetzen werden,
sowie die Statuten der Gesellschaft es ausdrücklich vorgesehen hatten.
Mit zwei Reisen nach England erwirtschaftete allein die kleine
Galiot "Pauline" einen Reinertrag von 645 Rthl.
Die Bark "August" wurde innerhalb kürzester
Zeit und auf einfachster Weise in ein Passagierschiff bzw. Auswandererschiff
umgewandelt.
Voll besetzt mit 170 Auswanderern setzte die Bark am 15.Juni 1847 Segel,
mit den Zielhafen Quebec in Kanada.
Die Tageszeitung "Quebec Morning Chronical" meldete die Ankunft der
Bark "August" aus Bremen unter Kapitän v. Buttel am Mittwoch
den
11. August 1847.
Der fünfte Geschäftsjahrsbericht der Stedinger Compagnie berichtet:
Für das Schiff August, wofür wir
eine Verfrachtung mit Auswanderern nach Quebec zu 2.750 rt in Golde brutto
abgeschlossen hatten, war eine gewünschte Rückbefrachtung gleichzeitig nicht
zu erlangen. Wir mussten uns deshalb schon der Aussicht überlassen, dass es dem
Capitain mutmaßlich gelingen werde, in Quebec selbst oder sonst vielleicht aus
einem anderen Hafen Nordamerikas eine paßliche Rückverfrachtung abzuschließen,
wozu derselbe mit zweckdienlichen Instruktionen versehen wurde. Leider konnte
diese Aussicht jedoch nicht in Erfüllung gehen, denn bei und nach seiner glücklichen
Ankunft in Quebec war der Mehlhandel auf England gänzlich ins Stocken geraten.
Unter diesen Umständen suchte der Capitain einen sich in Quebec gleichzeitig
aufhaltenden Agenten eines Bremer Auswanderungs-Comptoirs, Herrn M. zu
veranlassen, sein Schiff "August" mit Holz zurück zu befrachten, der
auch darauf einging, - jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, dass er, der
Capitain, daran für halbe Rechnung teilnehmen und bei der Ankunft auf der Weser
dann auch für den Verkauf bestens mitsorgen solle; in welchem Falle er gegen
dort übliche Commissionsvergütung dann auch den ganzen Betrag der Ladung und
Kosten vorschussweise entrichten wolle. Der Capitain nahm dieses an, übertrug
jedoch, wiewohl er unsere Casse dafür nicht in Anspruch genommen, das von ihm
übernommene, gewinnbringende Interesse bei seiner Zurückkunft sofort an unsere
Compagnie; und bei einem sehr günstigen, öffentlichen Verkauf in Brake
ist dadurch aus der Frachtfahrt des August ein reiner Gewinn von 2.584 Rthl in Golde für unsere Gesellschaft erwachsen, - anstatt bei einer Rückkehr in Ballast fast die ganze Hinfracht in Unkosten aufgegangen sein würde. Wir haben uns veranlasst gefunden, dieses Sachverhältnis besonders deshalb so ausführlich vorzutragen, weil es dem Herrn L. in Bremen gefallen hat, dasselbe in No. 11 des “Beobachters“ als ein begangenes despotisches Vergehen darzustellen, um dadurch, wie er sich auszudrücken beliebte, den Interessenten die Augen zu öffnen, und die Direktion, vornehmlich aber den buchführenden Direktor v. B. förmlich in Anklagestand zu versetzen." |
So gab es einen Frachtüberschuss von 1.938 Rthl und einen Gewinnanteil von 645 Rthl an der Holzladung und der Überschuss im Jahre 1847 betrug 15.285 Rthl.
Das Jahr 1848:
Es ist das Jahr der Nationalversammlung in der Paulskirche in
Frankfurt a. M.
Der dänische König Friedrich VII. von Dänemark fühlt sich
durch die vermeintlichen Expansionsgelüste der Deutschen provoziert.
So
verlangt er die Einverleibung Schleswigs an Dänemark. Die dänische Truppen
besetzten ganz Schleswig, und damit wurde aus einen anfänglichen Streit ein
Krieg. Nun blockierten Dänische Kriegsschiffe die gesamte deutsche Nordseeküste
und die norddeutschen Seeschifffahrt kommt zum erliegen.
Da die Galiot "Pauline" bereits sehr früh ( im
Februar) ins Eismeer ausgelaufen ist., hatten der Commandeur und Mannschaft
keine Informationen über die heimatlichen Vorgänge. Nichts wissend von der
Blockade, segelte die "Pauline" am 16. Juli noch unbemerkt in die
Weser und kam zum Erstaunen aller Betroffenen unbehelligt in Stedingen an.
Commandeur Heinrich von Buttel auf der Bark "August"
erhält durch einen englischen Walfänger-Commandeur Kenntnis von der dänischen
Seeblockade. So läuft er erst den sicheren Hafen “Berwick“ auf den
Shetlandinseln an, um dort auf günstigere Zeiten zu warten. Nach dem
Waffenstillstand von Malmö ist dann auch der achtwöchentliche Zwangsaufenthalt
beendet und man kann endlich nach Stedingen zurückkehren.
Der Gewinn, den ein Wal und 7.605 Robben einbrachten, betrug fast 20.000 Rthl und an die Aktionäre konnte eine Dividende von 12,5 Prozent ausgezahlt werden.
Das Jahr 1849:
Da die Schleswig-Holsteiner trotz des Waffenstillstandes
weiterkämpften drohten die Dänen daraufhin die Blockade fortzusetzen. Beim
Auslaufen im Frühjahr 1849 wurde den Commandeuren Jacob Stamer und Heinrich von
Buttel die Order erteilt, vor der Rückkehr einen neutralen schottischen Hafen
anzulaufen und dort Erkundigungen zur aktuellen politischen Lage zu erfahren.
Dies war auch angebracht den die dänische Blockade bestand
immer noch.
Die Bark "August" und ihre Mannschaft mussten so
vier Wochen in einen Hafen auf den Shetlandinseln warten, bis die Nachricht von
einem endgültigen Waffenstillstand mit Dänemark eintraf und sie eine sichere
Heimreise antreten konnten.
Anders erging es der "Pauline" ihr Commandeur hatte
im Eismeer von einem englischen Kapitän erfahren, dass die dänische Blockade
sich nur auf die Elbe- und Wesermündung beschränkte. So steuerte er sein
Schiff zur Emsmündung und erreichte sicher den Hafen von Emden. Dort wurde der
Fang auf einen Leichter umgeschlagen und durch das Küstenrevier bis nach Hause
gebracht.
Von einem im Eismeer verunglückten englischen Grönlandfahrer übernahm die "August" sechs Schiffbrüchige als auch eine Anzahl von Ausrüstungsgegenständen. Nach seiner Rückkehr setzte sich der Commandeur Heinrich von Buttel mit dem englischen Konsul Köppen in Brake in Verbindung um sich über diese Gegenstände zu einigen. Man beschloss die Gegenstände in Brake öffentlich zu versteigern. Der Erlös sollte zu je einem Drittel an den Eigentümer des verunglückten Schiffes, der Mannschaft der "August" und der "Stedinger Compagnie" gehen.
Ein neuer Commandeur (1850):
Bereits im Jahre 1849 begann die Stedinger Compagnie Reeder per Zeitungs-Annonce einen neuen Kapitän für die August zu suchten.
Weser-Zeitung. 29. Oktober 1849
Gesucht
Ein tüchtiger Capitain (Commandeur) für das Barkschiff »August«, groß ca. 180 Rockenlasten, zum Grönländischen Wallfischfange. Reflectirende wollen sich unter Nachweisung ihrer Tüchtigkeit baldigst melden bei der Direction der Stedinger Compagnie F. C. von Buttel Dreisielen bei Berne im Oldenburgischen, den 22. October 1849. |
Im Jahre 1850 legte Kapitän Heinrich von Buttel dann das Kommando der Bark "August" nieder, um zukünftig ein Handelsschiff zuführen.
Sein Nachfolger wird ein erprobter Grönlandfahrer Commandeur W. Gerdes aus
Brake-Klippkanne, der bisher das Braker Grönlandfahrerschliff "Azaria"
kommandierte, welches nun außer Dienst gestellt wurde.
Die erste Eisfahrt unter dem neuen Kommando verlief leider glücklos. Erst war die Bark "August" zwei Wochen im Packeis eingeschlossen und als man dann unter unendlichen Mühen freikam und mit dem Fang beginnen wollte, brachen auf dem Schiff die Blattern aus. Die halbe Mannschaft lagen darauf lebensgefährlich erkrankt in ihren Kojen. So kehrte die Bark nach Stedingen mit einem bescheidenen Fang von vier Walen und 825 Robben zurück.
Anm.:
Was für ein Pech denn 1850 muss ein außergewöhnliches Jahr gewesen sein, so berichtet der Lesumer Pastor Hoops von einem Bremer-Schiff, dass 1850 nach nur drei Monaten Robbenjagd, stattliche 11.000 Robben mitbrachte. |
Es wird auch von einem Streit zwischen den Stedinger und
Bremer Grönlandfahrern berichtet, beide erhoben Anspruch auf einen erlegten Wal.
Einen
harpunierten Wal wird im Allgemeinen durch eine Fahne im seinen Rücken markiert
und damit der Besitzanspruch auf die Jagdbeute erhoben. Noch bevor der Wal eine
Fahne trug kam es zum Streit zwischen den Stedinger und Bremer Grönlandfahrern.
Ein nachfolgender Gerichtsprozess entschied dann den Anspruch zugunsten der
"Stedinger Compagnie".
Ein ruhiges Jahr 1851:
Dieses Jahr verlief ruhig und erfolgreich. Die "Stedinger Compagnie" erzielte einen Überschuss von 8.000 Rthl. und konnte eine Dividende von 25 Prozent an die Aktionäre auszahlen.
Ein bemerkenswerter Fangerfolg im Jahre 1852:
Die Mannschaft "Pauline" konnte in diesem Jahr eine große Herde von 750 Klappmützenrobben erjagen.
Anm.: Klappmützenrobben (Cystophora cristata) verdanken ihren Namen einem aufblasbaren rötlichen Sack, welcher sich bei den männlichen Tieren zwischen Stirn und Nase auf sogenannten Nasenrücken befindet. Dieser kann als Imponiergehabe wie ein Luftballon zu einem mützenförmigen Gebilde aufgeblasen werden. Klappmützen sind große, massige Tiere, Männchen können eine Länge von zweieinhalb Metern und ein Gewicht bis zu 400 kg erreichen können. Weibchen erreichen ca. 2 m Körperlänge und wiegen ca. 160 kg. Die Neugeborenen werden "bluebacks" genannt, da ihr Fell bläulich schimmert. |
Auch lieferte diese sehr große Robbenart bedeutend mehr Tran als gewöhnliche Robben. Die "Stedinger Compagnie hoffte auch auf einen besseren Preis für diese Felle, da sie für die Pelzindustrie von besonderer Qualität sind.
Der Fellmarkt wurde durch einen Bremer Makler beherrscht, der als Monopolist die Preise bestimmen konnte. Bis dato hatte dieser alle Felle der "Stedinger Compagnie" zu seinen Preisvorgaben aufgekauft. Als dieser Händler jedoch für die wertvolleren Klappmützenfelle kein besseren Preis zahlen wollte beschloss der Direktor F.C. von Buttel sich von dem Bremer Makler unabhängig zu machen.
Klappmützenrobben
1853 innerhalb der Compagnie kommt es zur Vertrauenskrise:
Im Prinzip war es ein sehr erfolgreiches Jahr (Fangerlös) 36.605 Rthl. , den Aktionären konnte die bisher höchste Dividende von 65 Prozent ausgeschüttet werden.
Direktor F.C. von Buttel verkaufte dem Bremer Fellmakler nur
die von der Bark "August" eingebrachten Felle. Die von
"Pauline" erbeuteten Felle kaufte er auf eigene Rechnung zu dem Preis,
der ihm vom Makler geboten wurde und verkaufte diese auf eigene Rechnung weiter.
Auf den ersten Blick sah dieses nach persönlichen Gewinnstreben aus. Doch
dieses handeln hatte nur den einzigen Zweck, sich von dem allgewaltigen Bremer
Makler unabhängig zu machen.
Direktor F.C. von Buttel stellte den auch den Mehrerlös, den
er durch den privaten Verkauf der Felle erzielte, voll der Gesellschaft zur Verfügung.
Als sich dieser eigene Handel bewährte übertrug er das Geschäft dem Sechsmännerausschuss
der Compagnie. Von so viel Uneigennützigkeit und Großmut fühlten sich die
Aktionäre beschämt, und sie übernahmen den Handel unter der Bedingung an,
dass von Buttel die Hälfte des Mehrertrages als Vergütung gezahlt würde.
Doch in den "Oldenburgischen Anzeigen" und in der
"Weserzeitung“ wurden gegen Direktor F.C. von Buttel Vorwürfe der persönlichen
Bereicherung erhoben.
Um sich als Kaufmann zu rehabilitieren
beantragte Direktor von Buttel beim Großherzog eine gerichtliche
Untersuchung gegen sich selbst.
Der Großherzog beauftragte darauf den Amtmann
in Berne, das geschäftliche Verhalten des Direktors zu überprüfen. Nach Prüfung
der Geschäftsunterlagen stand es für den Amtmann völlig außer Zweifel, dass
F. C. von Buttel nicht die Absicht hatte, sich persönlich zu bereichern.
Es wurde ihm bescheinigt, alle Geschäfte in erlaubter Weise
und nur zum Wohle der Compagnie getätigt zu haben.
Anm.:
|
Der Reeder
B.H. Steenken, Weserdeich entsendet
parallel zur "Stedinger
Compagnie" ein eigenes Schiff die Galiot "Johanne Catharine" ins Nordmeer. " Knudt Martens , der jüngere Bruder von Marten K. Martens (Kapt der Brigg "Patriot", Elsfleth) , wurde am 20.07.1809 in Süddorf (Amrum) geboren. Von 1947 bis 1854 übernimmt er das Kommando auf der Galiot "Johanne Catharine" , des Reeders B.H. Steenken und Kapt. Meinert Rabe, Weserdeich. Jacob Lorenz Engemann (geb. 20.11.1816 auf Wyk, aufgewachsen auf Amrum) führte dann ab 1855/1865 die Galiot "Johanne Catharine" des Reeders B.H. Steenken in das Nordmeer. " |
Die letzten Jahre der Compagnie:
Nach dem im Jahre 1855 der geschäftliche Höhepunkt erreicht wurde, folgten nun nur noch sehr bescheidene Fangergebnisse. Auch kamen die Schiffe in ihre Jahre. Durch Sturm und Eispressung gab es vermehrt Schäden und der weitere Einsatz im Eismeer stellte ein hohes Risiko dar. Die große Zeit der Stedinger Compagnie neigte sich ihrem Ende zu.
1858/59 übernimmt der Amrumer Commanduer "Jacob Lorenz Engemann" das Kommando
der Bark "August".
[1858 übernahm Kommandeur J.H. Raschen das Kommando auf der Pauline.]
In einem Sturm im Jahre 1858 erleidet die
"Pauline" unter Kapitän Raschen den Verlust der Masten und Segel,
dokumentiert ist dies im Verzeichnis der Schadensfälle der
"Stedinger Assekuranz-Compagnie".
Auf der Generalversammlung am 5. Oktober 1859 wurde der Antrag
auf Auflösung der Compagnie gestellt, jedoch stimmte die Mehrheit der Aktionäre
gegen den Antrag und beschloss, eine Einzahlung von 20 Prozent aufzubringen und
die beiden Schiffe notdürftig zur reparieren und weiterhin in die arktischen
Gewässer zuschicken.
Gewinnstreben ging vor Umsicht und Verantwortung.
Als dann im Jahre 1860 ein Fangergebnis von 3274 Robben
gemeldet wurde schien es dem Wagemutigen Recht zu geben. Doch die Mannschaft der
"Pauline" erklärte dass es unverantwortlich sei, das Segelschiff
weiterhin für Eismeerfahrten einzusetzen.
Die Direktion folgte dieser Einschätzung und empfahl die
"Pauline" in Zukunft ausschließlich für Frachtfahrten zu verwenden.
Der Tod von F.C. von Buttel:
1860 starb nach kurzem Krankenlager der Direktor F. C. von Buttel. Einen neuen Direktor zu ernennen, erübrigte sich, denn alle sahen ein, dass nun die Zeit der "Stedinger Compagnie" vorbei war. Zwar lief noch einmal die Bark "August" in die arktischen Gewässer aus, doch mit einem Fangergebnis von nur 67 Robben und 3 Eisbären, konnte nicht einmal die vereinbarte Heuer Schiffsmannschaft bezahlt werden.
Die Auflösung der Compagnie:
[1861
übernahm Kapitän
D. Leverentz das Kommando auf der Pauline.]
Am 5. Oktober 1861 wurde in demselben Gasthof, in dem vor fast
genau 19 Jahren die Gründungsversammlung stattgefunden hatte, der Beschluss
gefasst, die Aktiengesellschaft aufzulösen.
Die Schiffe, die Häuser am Schlüterdeich und das gesamte
Inventar wurden verkauft. Der Erlös reichte aus zur Abfindung der Aktionäre.
Der Überschuss wurde mit 24,2 Rthl. für die Aktie
ausgezahlt.
Der Mannschaft wurden die sogenannten Partgelder ausgezahlt. Das
waren Anteile an dem Erlös aus dem gewonnenen Tran.
Ein Teil dieser Gelder war
noch zu zahlen. Dazu hatte man noch eine „Armenbüchse der Stedinger
Compagnie“. Als trotz mehrfacher Aufforderung niemand Anspruch auf diese
Gelder erhob, überwies man sie zusammen mit anderen aus der Armenbüchse dem
Kirchenrat zu Berne mit der Auflage, sie als „Beihilfe für hilfsbedürftige
Seeleute" zu verwenden.
1862
wurde die Bark "August" über Hamburg nach Vorpommern (Barth bei
Stralsund) verkauft. Dort
wurde aus dem Walfänger ein Handelsschiff und erhielt den Namen "Merrimac".
Acht Jahre später 1870 kaufte das preußische Kriegsministerium die "Merrimac"
und versenkte es mit 20 weiteren Schiffen, im Krieg mit Frankreich, als Sperre
in der Weser.
Das Ergebnis von 19 Jahren „Robbenschlag und Walfischfang“:
70.703 | Robben |
15 | Wale |
24 | Eisbären |
Einnahmen an: | |
Tran | 220.638 Rthl. |
Felle | 45.100 Rthl. |
Barten | 8.106 Rthl. |
============ | |
zusammen: | 273.844 Rthl. |
An Partengeldern wurden ausgezahlt: | 49.674 Rthl. |
Quellen:
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