An Bord eines historischen Seglers eine Zeitreise - Ein Segeltörn in der Kanarischen Inselwelt - "Sailing away" ein Traum meiner Kindheit. Schon immer wenn ich Schiffe zum Horizont fahren sah, träumte ich mit an Bord zu sein. Wo fuhren diese Schiffe hin, zu welchen fernen unbekannten Ländern? Doch wenn ich dann ein Segelschiff sah, wurde mein Herz ganz weit und die Sehnsucht nach der Ferne überkam mich. Nun ist es soweit, der Seesack wird von der Hafenmole ins Beiboot, dem Dingi, herabgereicht und dann fahren wir zur "Anna Kristina", die einige hundert Meter vor dem Hafen auf Reede liegt. Kapitän Ross empfängt uns an Bord. Doch bevor wir unser Schiff, unsere Heimat für die nächsten zwei Wochen, erkunden gibt es eine unmissverständliche Einweisung für die "Neuen". Was im Notfall zu tun ist: Über die Regeln mit dem Feuer und das Rauchen auf dem Holzschiff, sowie Bitte beim Waschen mit dem Süßwasser sparsam umzugehen. Also, ab jetzt gibt es nur noch die Seemannsdusche, d. h. sich kurz unter der Dusche anfeuchten, dann abseifen und sich mit ganz wenig Wasser abspülen. " OK - Ross - no problem " Ich bin auf der "Anna Kristina" einer Hardanger Jakt, ein im Jahr 1889 auf Kiel gelegtes Holzschiff. Zwei Masten, 30m vom Bug bis zum Heck, 70 Tonnen sind imposante Daten, doch damit ist dieses einmalige Segelschiff noch nicht beschrieben. Bei der norwegischen Stadt Kristiansund am Hardanger Fjord wurde dieses ehemaliges Frachtschiff gebaut und segelte unter dem Namen "Dyrefield" durch die Nordmeere. Hans van de Vooren, hat dieses norwegische Kulturerbe restauriert und in "Anna Kristina" umbenannt. Dieses schnelle Kargoschiff, ist nun das älteste Holzschiff über 50 Tonnen mit einer weltweiten Zulassung für Handels- und Passagierfahrten. Anmerkung: Die "Anna Kristina" ist ein Schwesterschiff der bekannten "Goja" des berühmten Forschers und Entdeckers Roald Amundsen, der 1903/05 die Nordwest Passage entdeckte. In den nächsten 14 Tagen wollen wir segeln und die Wale beobachten, die hier in der Kanarischen Inselwelt zu Hause sind. Wir starten von Punta el Meano auf Teneriffa zum ersten Törn entlang der Küste. Oh Neptun, wo sind deine Winde? Nicht bewegt sich, so dümpeln wir vor der Küste bis unser Maschinist, Alan, die Maschine startet und wir unser erstes Etappenziel Los Cristianos per Motorkraft ansteuern können. Wir fühlen uns erhaben und privilegiert, hier 1km vor der Küste ankern zu können und nicht in einem der unzähligen Hotels am Horizont übernachten zu müssen. Das Wetter ist warm und angenehm und so schläft die ganze Gruppe auf dem Holzdeck unter dem Sternendach. Vor dem Einschlafen schauen wir in den klaren Sternenhimmel. Der 24m hohe Hauptmast schwingt zwischen den Sternen, die Takelage und das Holz knarrt und die sanften Bewegungen wiegen uns in den Schlaf. Heute weht eine leichte Brise. Die Matrosen Hervé und Salo, der Sohn des Eigners, sowie Olaf unser Smutje setzen die Segel. Das Toppsegel, das einst den hohen Fjordwind einfangen sollten, und das Hauptsegel blähen sich und sanft gleitet unser Schiff mit Kurs auf Gomera durch die See. Auf der Fahrt sehen wir unseren ersten Grindwal, der plötzlich und unvermittelt mit seinem mächtigen Rundkopf neben dem Schiff auftaucht, und uns für einige Zeit begleitet. Die große norwegische Fahne am Heck und mit gerafften Segeln laufen wir in den Hafen von San Sebastian ein. Sofort ist der alte Rah-Segler mit seinem grünen Rumpf mit gelbem Strich, dem Krähennest oben am Hauptmast, die Touristenattraktion des Abends. Ich höre wie ein kleiner Junge seine Eltern fragt: "Ist das ein Piratenschiff " Von Gomera kreuzen wir zurück nach Teneriffa, um abends in der Masca-Bucht zu ankern. Am nächsten Tag durchwandern wir dann diese Schlucht. Diese Schlucht im südlichen Teno-Gebirge, ist eines der begehrtesten Wanderziele auf Teneriffa. Wir haben Glück und erleben die Schlucht in einer perfekten Einsamkeit, ohne auf weitere Wanderer zu treffen. Kurs 308deg. nach Santa Cruze de la Palma , der Passatwind entfaltet alle seine Kräfte. Die Crew geht in die Wanten und auch wir, die Passagiere, dürfen vom Deck aus mithelfen. Nach 30min sind alle rostbraune Segel gesetzt und die "Anna Kristina" zeigt ihre ganze Eleganz, als sie Fahrt aufnimmt. Der sonst so wortkarge Kapitän Ross lebt förmlich auf und fragt zum Scherz, ob wir nicht direkt nach Amerika fahren sollten, mit dieser "Columbus Speed" wären wir in 14 Tagen in der Karibik. Das Schiff zerteilt die Wellen und in der Bugwelle begleiten uns einige Delphine. Sie halten mit kaum sichtbaren Bewegungen die Geschwindigkeit des Schiffes. Ein Highlight dieser Reise. Wir erreichen La Palma, die nordwestlichste und grünste der Kanarischen Inseln und unternehmen einen Ausflug in den Nationalpark, den Caldera de Taburiente, der aus einem gewaltigen Einsturz und Errosionskrater entstanden ist. Die Tageswanderung führt uns durch die mit Heidekraut überzogene Buschlandschaft hinauf in die Lorbeer- und Kiefernwälder des Nationalparks. Der Weg ist schmal und führt an einigen Stelle direkt an der Abbruchkante vorbei, hier bietet sich eine atemberaubende Aussicht doch es ist Schwindelfreiheit gefragt. Von La Palma wird wieder Kurs auf La Gomera genommen. Eine sehr ruhige Überfahrt, doch plötzlich kommt Bewegung in die Crew. Der Kapitän dreht bei, sofort haben Salo und Olaf das Dingi zu Wasser gelassen und steuern ein für uns noch nicht erkennbares Ziel an. Peter, der 1. Maat, kommt und erzählt, dass Salo eine in einer Plastiktüte sich verfangene Meeresschildkröte gesehen hat. Der möchte er jetzt helfen. Nach langer Suche kommt die Beiden erfolgreich, mit einer Plastiktüte in der Hand als Trophäe, zurück. Am frühen Abend, im Licht der untergehenden Sonne erreichen wir dann La Gomera auf Höhe der Los Órganos, eine Klippe aus sechseckigen Basaltsäulen, die an Orgelpfeifen erinnert. Zwei Stunden folgen wir noch der Küste, bevor wir im Schutz einer Bucht vor Anker gehen. Am Morgen während des Frühstücks in der Galley, dem Speise und Aufenthaltsraum unter Deck, kommt Kapitän Ross und fragt verschmitzt, ob wir Beck's Bier möchten. Also am frühen Morgen liegt uns dies gänzlich fern, doch dann verstehen wir die Andeutung, die "Alexander von Humboldt" geht gerade neben uns auf Reede. Also, jeder schnappt sich seinen Fotoapparat und rauf aufs Deck. Das Schiff ist zwar bekannter und größer als die "Anna Kristina" , doch ohne die grünen Segel ist dieses Schiff kein Foto wert. So setzen wir die Segel und steuern den Hafen von Valle Gran Rey an. Hier steht eine Wanderung durch den Lorbeerwald im Nationalpark Garajonay auf dem Programm. Dieser Nationalpark mit seinen Lobeerbäumen und seinen endemischen Pflanzen ist seit 1986 von der UNESCO zum Erbe der Menschheit erklärt worden, und nimmt ca. 10% der kleine runden Insel ein. Auf der nun für uns letzten Fahrt zurück nach Teneriffa erleben wir noch einmal "Whale Watching" in Vollendung. Zuerst begleitet uns eine Delphingruppe, für fast eine Stunde schwimmen sie in der Bugwelle und neben unserem Schiff. Nachdem die Delphine uns verlassen haben, taucht eine Herde Grindwale auf. Wir zählen ca. 14 ältere Tiere und ein Junges, welches im Schutz der Herde, übermütig und verspielt hin und her schwimmt. Langsam geht am Horizont die Sonne unter, und wir erreichen Teneriffa mit seinem Vulkan, den Pico del Teide. Am nächsten Tag bringt mich dann der Flieger zurück nach Deutschland. Zuhause angekommen, schalte ich das Radio ein, und der Sender spielt das Lied von den anderen Ferien "Another Holidays" mit dem Text "distant lands are not so far-away ... pack your bags and sail away ..." und das Fernweh beginnt wieder. |